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Das Spiel mit Traum und Wirklichkeit (23)

in Alejandro Amenábars Film ABRE LOS OJOS

Cameron Crowe | Vanilla Sky | USA 2001

Die Publikation des gesamten Textes gibt es hier zum PDF Download >

Nachspiel: Cameron Crowes Remake Vanilla Sky

Ursprünglich hatte ich an eine vergleichende Analyse von Original und Remake gedacht. Da ich Abre los ojos schon zwei Mal gesehen hatte, bevor Vanilla Sky in die Kinos kam, war ich gespannt darauf, wie Hollywood einen derart diskontinuierlich erzählten Film nachbaut. Aber nachdem ich Vanilla Sky gesehen hatte, bin ich schnell von der Idee abgerückt. (( Nachtrag 2010: ein solcher direkter Vergleich findet sich für Interessierte z.B. hier ))

Cameron Crowe hat sein Drehbuch für Vanilla Sky nach dem Film Abre los ojos geschrieben. Er hält sich in Szenenfolge und Dialogen erstaunlich dicht an das Original. Auch Kameraeinstellungen und Schnittfolgen des fertigen Films sind teilweise so identisch, dass einen ab und zu das Gefühl beschleicht, man sähe denselben Film. Dass Penelopez Cruz in beiden Filmen dieselbe Rolle spielt, trägt nicht unwesentlich dazu bei. Nur der Schauplatz ist definitiv ein anderer: New York City statt Madrid.

Vanilla Sky ist dabei mit 134 Minuten Laufzeit wesentlich länger als das Original. Das mag daran liegen, dass die Darstellung der Liebesbeziehung breiter angelegt ist und auch die Rollen der Schauspieler anders gewichtet sind. So erhält Nuría (in Vanilla Sky: Julie Gianni) deutlich mehr Gewicht. Dadurch entstehen entscheidende Veränderungen, die die die Wirkung des gesamten Filmes verändern. Die Figur der Julie wird mit einer Ambiguität versehen, die über lange Zeit den Schluss nahelegt, dass alles ein Komplott gegen César ist.

Ansonsten ist es durchaus erstaunlich, dass das Remake aus Hollywood den sehr diskontinuierlich verschachtelten Aufbau des Originals beibehalten hat. Auch wenn das prompt von einigen amerikanischen Kritikern bemängelt wurde:

„…a fractured narrative that keeps audiences annoyingly confused as to whether they’re watching a dream sequence, a delusion or part of the movie’s reality in any given scene.“ (( Bob Strauss in: LA newspaper group media, 14.12.2001 ))

„The problem with this back-and-forth storytelling is that audiences quickly grow tired of getting jerked around like this, and by the time the final climax comes, the movie has lost all credibility.“ (( http://movies.radiofree.com (Zugriff vom 26.01.2002) ))

Dass auf der offiziellen Internetseite zu Vanilla Sky (( www.vanillasky.de – Zugriff 2002 – nicht meht online )) , wann immer von Alejandro Amenábar die Rede ist, dieser regelmäßig zu Alejandro Amenbar verstümmelt wird, liest sich wie ein stoischer Ausdruck von Respektlosigkeit dem europäischen Original gegenüber – trotz der hehren Worte, die Crowe dafür findet:

„Amenabar’s original film felt like a brave and chilling folk song set to cinema.(…) …Abre Los Ojos, with it’s open-ended and impressionistic themes, felt like a great song for our ‘band’ to cover.“ (( CROWE Cameron (2001): Vanilla Sky, London: Faber and Faber Limited 2001 – S.9 ))

Die musikalische Metaphorik von Crowe ist durchaus ernst zu nehmen, denn was Vanilla Sky vor allem ausmacht, ist die Musikauswahl, die Cameron Crowe gewohnt gut einzusetzen versteht und die in vielen Szenen förmlich den Ton angibt. Denn es geht in seinem Film letztendlich weniger um die Frage nach Wahrnehmung und Wirklichkeit. Stattdessen führt Crowe überbordend vor Augen und Ohren, aus welchen Versatzstücken der Popkultur heutzutage (seine) Lebensträume zusammengesetzt sind und moralisiert am Ende, dass das echte Leben doch besser sei, als ein noch so perfekt maßgeschneiderter Traum…

Die Publikation des gesamten Textes gibt es hier zum PDF Download >

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