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DIE KINDER VOM NAPF

Kindheit auf dem Berg –  Ein Dokumentarfilm von Alice Schmid

DIE KINDER VOM NAPF | Regie: Alice Schmid | CH 2011

Der Umgang mit Sensen, kalbenden Kühen oder Gasbrennern ist ein Kinderspiel, doch das Alphabet zu lernen ist harte Arbeit. Bei den Bergbauern-Kindern aus dem Napf-Gebiet im Herzen der Schweiz zwischen Luzern und Bern sind Vertrautheit und Herausforderung ein wenig anders gelagert. Das Helfen auf dem elterlichen Hof am Berg ist naheliegender Alltag, der Weg zur Schule im Tal dagegen ist weit. Frühmorgens in der Dunkelheit brechen die Kinder auf, einige laufen kilometerweit, andere müssen die Seilbahn nehmen. Ein abenteuerlicher Schulweg für Grundschüler und eine etwas andere Kindheit, die Alice Schmid in ihrem Dokumentarfilm Die Kinder vom Napf einfängt.

Die Filmemacherin verbrachte als Ein-Frau-Filmteam 365 Tage mit den Kindern am Napf. Über 400 Stunden Video-Material hat sie gedreht. Die 91 montierten Filmminuten gewähren einen Einblick in das Leben der 50 Bergbauern-Kinder, das einen so anderen Gang geht als eine Kindheit in der Stadt. Naturverbunden und traditionsverhaftet gestaltet sich der Alltag der 6-13jährigen: Hühner Füttern, Wiesen mähen, Kühe waschen, die Schafe vor dem Wolf beschützen, mit den Katzen spielen, Kekse backen, Akkordeon spielen und Trachten-Tanz. Der Film beobachtet die Kinder in ihrem Element und lässt sie auch direkt in die Kamera zu Wort kommen und ihre Welt kommentieren.

Der Jahreskreislauf bildet den losen roten Faden, entlang dessen sich die liebenswerten, doch leider oftmals auch ein wenig beliebigen Szenen abspielen. Mehr dramaturgische Verdichtung hätte dem Film gut getan. Es bleibt das Gefühl, dass sich aus 400 Stunden Material, gedreht in atemberaubender, wilder Landschaft mit außergewöhnlichen Protagonisten, doch mehr hätte herausschälen lassen können. Vor 10 Jahren hat Nicolas Philibert das mit seinem preisgekrönten Dokumentarfilm Sein und Haben vorgemacht, der vom speziellen Alltag in einer Zwergenschule in der Auvergne erzählt und darüber hinaus das Erwachsenwerden an sich beleuchtet. Alice Schmids Die Kinder vom Napf ist einfach ein konkreter Einblick in das zuweilen verzaubert erscheinende Kinderleben am Napf, nicht mehr und nicht weniger – und lief in der Schweiz sehr erfolgreich in den Kinos.

[Kirsten Kieninger, 25.10.2012, RNZ]

 

 

Filmdaten:

Titel: Die Kinder vom Napf
Produktionsland: Schweiz
Produktionsjahr: 2011
Länge: 91 Min.
Regie: Alice Schmid
Kamera: Alice Schmid
Montage: Caterina Mona
Musik: Daniel Almada

 

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